22.06.2010 Neue Entdeckungen in der Bärentalhöhle

Das Jahr 2010 fing für die Höhlenforscher des Höhlenverein Blaubeuren e.V. sehr erfolgversprechend an. Nach über acht !! Jahren Grabungstätigkeit, bei dem ein ca. 50m langer und lehmplombierter Gang in mühevoller Handarbeit ausgegraben wurde, stieß man auf mehrere Hallen die von einem starken Luftzug begleitet werden.

Die Grabungsarbeiten konnten dabei dieses Jahr (2010), aufgrund des neuen Fledermausschutzgesetzes, bereits am 3. April starten. Bei diesem Termin konnte erstmals die Höhlen AG vom Gymnasium Blaubeuren geleitet von Petra Boldt und Felix Stark, teilnehmen.

Nach ca. 1m Schluf öffnete sich eine kleine Halle, die „Bachschwinde“. In der Halle, die leicht schräg an einer dicke Mergelbank angelegt ist, befindet sich ein Gerinne, dass sich ca. 30cm in das Sediment eingeschnitten hat und in Hallenverlängerung nach hinten versickert. Die Luft jedoch kam nicht aus dieser Versickerungsstelle, sondern aus einem ca. 10cm offenen Druckröhrenprofil an der linken Seite der Halle. Noch am gleichen Wochenende gruben wir die Druckröhre nach unten. Nach ca. 1m sehr enger Druckröhre konnte schon in eine Halle geblickt werden. Der nächste Termin sollte gleich am nächsten Wochenende stattfinden. Die letzten paar cm, die noch fehlten um die nächste Halle betreten zu können, wurde innerhalb 2 Stunden gegraben. Die Halle hat, genauso wie die Halle zuvor, ungefähre Ausmaße von 4x2,5x2,5m. Am Boden befindet sich ein sehr tief eingeschnittenes Bachbett, das eine eindeutige Fließrichtung nach außen zeigt. Die Halle wurde Ammonitenkammer benannt, da sich zwei Ammoniten der Gattung Aulacostephanus, das Leitfossil des Malm delta, in der Halle befinden.

Im hinteren Ende der Halle zieht die Decke wieder nach unten weshalb der Gang wieder auf eine Höhe von ca. 10cm zusedimentiert wurde. Am gleichen Tag grub sich das Team weiter. Nach einem 3m langen Schluf konnte die nächste Halle betreten werden, die Abzweigkammer. Die Halle zeigt einen ganz anderen Charakter als die vorherigen Hallen. Betritt man die Halle steht man auf einen Lehmhügel der dann schnell nach hinten abfällt. Weiter in der Kluftrichtung zieht eine Druckröhre stark nach unten. Vor dieser Druckröhre jedoch zweigt ca. 90° dazu ein Gang ab. Der Eingang in diesen Gang ist wie ein Tor ausgebildet. Der Gang hat eine Höhe von 2m und zeigt an einer Stelle der Decke den Durchbruch zu einer Mergelbank. Weiter nach hinten zieht die Decke des Ganges wieder nach unten, weshalb der Gang hinten nur noch ca. 20cm geöffnet ist und zum Ende hin verschlossen ist. Luftzug konnte hier nicht festgestellt werden.

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[Martina Boldt in der neu entdeckten "Abzweigkammer" in der Bärentalhöhkle]

 

Ein starker Luftzug jedoch kommt aus der Druckröhre, die vorhin beschrieben wurde (5,2m/s bei 28°C Außentemp.). Bereits am nächsten Wochenende wurde begonnen die Druckröhre tiefer zu legen. Die Röhre entpuppte sich als enge Spalte, in der es nur sehr unbequem zu graben ging. An diesem Wochenende konnte der komplette hintere Teil mit dem neuen Vermessungssystem mit DistoX und PDA vermessen werden. Das Wochenende darauf konnte die Spalte, nach unten hin wieder mehr als Schluf zu beschreiben, weiter verfolgt werden, die nun, genauso wie der Abzweiggang oben, nach links abknickt. Dieser sehr enge, nicht befahrbare, eine kleine Naturbrücke beinhaltende Schluf, kann knapp 2m nach hinten verfolgt werden. Ein Deckenschwert verhindert weitere Sicht nach hinten. Weitere Vermessungen zeigten, dass der untere abzweigende Schluf und der Abzweiggang mehr oder weniger auf einander zulaufen, jedoch 5m von einander entfernt sind.

Aktuell wird die im hinteren Teil die nicht passierbare Druckröhre erweitert, sodass hoffentlich hier bald ein weiteres Fortkommen möglich ist.

21.06.2010 Hochwasser am Blautopf anhand des CaveLink Höhlenklima Daten Messsystems in der Vetterhöhle mitverfolgen

Der ungewöhnlich kalte und nasse Juni zeigt ebenfalls seine Auswirkungen auf das Blauhöhlensystem und damit auf den Blautopf und der dahinter liegenden Vetterhöhle.

Bei einer aktuellen Blautopf Schüttung von bis zu 6 Q(m3/s) kann man auf dem vom Höhlenverein Blaubeuren e.V. in der Vetterhöhle installierten CaveLink Messsystemen direkt den Anstieg des Wasserpegels und Temperatur im unterirdischen "Wolkenschloss" Höhlensee mitverfolgen. Und das quasi "live" im Internet und ohne in die Höhle einsteigen zu müssen.

Der Höhlenverein Blaubeuren hatte hier bereits 2009 ein "CaveLink" Messsystem in der Vetterhöhle installiert, das in regelmäßigen Abständen Daten wie Temperatur, Wasserstand und Höhlenwind Stärke an die Oberfläche funkt und diese an einen Webserver weiter sendet der diese Daten dann grafisch im Internet abrufbar aufbereitet. Hierdurch können Zusammenhänge von Wettereinflüsse auf das Vetter- und Blauhöhlensystem über einen langen Zeitraum mit verfolgt und wissenschaftlich ausgewertet werden.

Die aktuellen Höhlenklima Daten kann man unter http://www.vetterhoehle.de tagesaktuell kostenlos als PDF abrufen. Für wissenschaftliche Zwecke stellt der Höhlenverein Blaubeuren e.V. die Daten auf Anfrage als Excel Tabelle zur Verfügung.

Weblink zu den Telemetriedaten der Vetterhöhle bei Blaubeuren (PDF): http://www.vetterhoehle.de

14.06.2010 Vortrag über neue Entdeckungen in der Bärentalhöhle bei Hütten an diesem Samstag den 19. Juni im Höfohaus

Seit nunmehr fast acht Jahren wird in der Bärentalhöhle bei Hütten unter der Leitung von Martina Boldt (Höhlenverein Blaubeuren e.V.) nach möglichen Fortsetzungen gegraben.

In den letzten Monaten konnten auch Mitglieder der durch die Initiative des HvB und des Joachim-Hahn-Gymnasiums in Blaubeuren neu gegründeten Höhlen-AG an den Grabungen teilnehmen. Die jungen Leute konnten nun endlich einen Luftzug "ergraben".

Zuvor waren die Grabungsaktivitäten schwierig zu bewerkstelligen, weil sich beim Graben in den hinteren Teilen der Höhle CO2 ansammelte. Dieses CO2 haben die jungen Forscher durch ihre eigene Ausatemluft erzeugt. So mußte erst eine künstliche Bewetterung mit einem Schlauch und einem starken Sauggerät hergestellt werden, um weiter graben zu können. Dazu mußte immer ein Mitglied außen am Aggregat Wache halten.

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[ Grabungsleiterin Martina Boldt freut sich über den ersten von mehreren Durchbrüchen nach über 8 Jahren Grabungstätigkeit in der Bärentalhöhle ]

 

Das ist nun vorbei. Die Bärentalhöhle zeigt nun zuweilen einen Luftzug, dessen Strömungsgeschwindigkeit stärker ist als sie jemals z.B. an der Vetterhöhle gemessen wurde. Um die klimatischen Verhältnisse der Höhle nicht nachhaltig zu stören wird nun in den nächsten Wochen kurz vor dem Grabungsbereich eine Wettertür eingebaut. Schon 2006 wurde durch einen solch starken Luftzug große Räume in der Vetterhöhle entdeckt. Deshalb sind die jungen Forscher des Höhlenvereins Blaubeuren guter Dinge bald auch große Fortsetzungen dieser imposanten Albhöhle zu finden. Erste Erfolge haben sich schon kurz nach der Fledermausschutzzeit im April eingestellt.

Martina Boldt wird nun am Samstag, den 19. Juni 2010 im Rahmen des Monatstreffs des Höhlenvereins Blaubeuren über die Grabung selbst und die neuen Räume, die ihr Team gefunden hat, berichten.

Der Vortrag beginnt um 20:00 Uhr im Höfohaus in Blaubeuren-Seißen. Zuvor trifft sich der Verein ab 19:00 Uhr zu seinem Monatstreff, bei dem es auch um die anderen Projekte gehen wird. Auch dazu ist die Bevölkerung herzlich eingeladen. Das Höfohaus ist wie immer am Samstag ab 16:00 Uhr und am Sonntag ab 14:00 Uhr geöffnet

03.06.2010 - Premiere des Films "Höhlenwelt Blautopf - Neue Wege ins kalte Herz der Alb" mit interessanter Anschluß Diskussion

Gestern Abend fand in der Stadthalle Blaubeuren bei restlos ausgebuchten Plätzen die Premiere des Films "Höhlenwelt Blautopf - Neue Wege ins kalte Herz der Alb" statt.

Der Regisseur und Autor Claus Hanischdörfer zeigte hier zusammen mit dem SWR in einer vorab Premiere exklusiv den an diesem Samstag Abend ausgestrahlten Film "Höhlenwelt Blautopf - Neue Wege ins kalte Herz der Alb".

Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Nach "Mythos Blautopf - Expedition ins Dunkle", ein weiteres faszinierendes Werk des Regisseur Claus Hanischdörfer aus den Unterwelten von Blaubeuren, der dunklen Welt hinter dem Blautopf.

Die Kamera nahm die Zuschauer in packender Weise mit in die tiefen des Blaubeurener Untergrundes und begleitete die Forscher vom Höhlenverein Blaubeuren e.V. sowie der ARGE Blautopf bei Ihren Erkundungen des Höhlensystems. Nach seinem bereits dritten Film über die Höhlenforschung mußte Claus Hanischdörfer, der nebenbei auch seine Klaustophobie (Engenangst) überwand zugeben "Auch ich bin jetzt vom Höhlenfieber infiziert".

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[ Podiumsdiskussion Höhlenwelt Blautopf Neue Wege ins kalte Herz der Alb. Personen von links nach rechts: Jochen Malmann (Projektleiter ARGE Blautopf), Felicitas Wehnert (Redaktion SWR), Jörg Seibold (Bürgermeister von Blaubeuren), Claus Hanischdörfer (Regisseur und Autor), Markus Boldt (Vorstand Höhlenverein Blaubeuren e.V. / HvB) ]

 

Im Anschluß an die Filmpremiere fand eine hochinteressante dreiviertelstündige Podiumsdiskussion statt, die von der SWR Redakteurin Felicitas Wehnert geleitet wurde. Hier wurden die einzelnen Möglichkeiten sowie das Für und Wieder einer möglichen Schauhöhle diskutiert, die der Stadt Blaubeuren völlig neue Wege im Tourismus bescheeren könnte.

Alle welche die Premiere nicht miterleben konnten, können den Film "Mythos Blautopf - Neue Wege in das kalte Herz der Alb" am Samstag den 05.06.2010 um 18:15 Uhr im Rahmen von "Landesschau unterwegs" im Fernsehen genießen.

Weblinks:

- Claus Hanischdörfer (Regisser und Autor des Films "Höhlenwelt Blautopf - Neue Wege ins kalte Herz der Alb" sowie "Mythos Blautopf - Neue Wege in das kalte Herz der Alb"

- Filmprogramm SWR, Samstag den 05.06.2010, 18:15 Uhr "Höhlenwelt Blautopf - Neue Wege ins kalte Herz der Alb"

02.06.2010 - Rückblick Exkursion am Wochenende. Wanderung über dem Blauhöhlensystem und Exkursion in den Steinbruch Gerhausen

Wahrscheinlich weil das Wetter denn doch nicht so astrein aussah, konnten wir am Samstag nur 5 Teilnehmer zur Wanderung über dem Blauhöhlensystem begrüßen. Gerade dadurch hatten aber unsere Teilnehmer besonders viel Gelegenheit, Fragen zu stellen. "Und wirklich, direkt unter meinen Füßen ist der Drachenfelsgang mit diesen wunderschönen Tropfsteinen?", war dann auch gleich die Frage einer Teilnehmerin aus Blaubeuren-Seißen. So gab es das eine oder andere Aha-Erlebnis. Oben auf dem Blaufelsen dann die Erläuterungen und Erklärungen zur Bildung der Blaubeurer Talschlinge wurden durch ein bis dahin noch recht schönes Wetter begleitet. Zum Glück gab es auf der Hälfte der Wanderung dann die Einkehr im Höfohaus in Seißen. Denn just in diesem Augenblick öffnete der Himmel seine Schleusen. Pünktlich zum Weiterweg wieder zurück zum Blautopf war dann aber der Himmel einsichtig. So blieben die Teilnehmer trocken und hatten ein eindrückliches Erlebnis. Insbesondere der Einblick in den insgesamt über 40m tiefen Knöpfchensinterschacht unterhalb des Schwenkenweges an der B28 und den starken Luftzug, der diesem Schacht nach Öffnung entströmt, fanden die Teilnehmer sehr beindruckend. Den Ausrichtern hat es wieder viel Spass bereitet, ihr Wissen weiterzugeben.

 

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[Der Höhlenverein Blaubeuren bei der geologischen Excursion im Steinbruch Gerhausen]


Wettertechnisch gesehen erging es den Teilnehmern des Vortrags- und Exkursionstages am Sonntag nicht ganz so gut. Nachdem Martina Boldt zum Auftakt des Exkursionstages, der unter dem Titel "Blaubeuren und seine Umgebung vor ca. 140 Millionen Jahren" angeboten worden war, gehalten hatte, ging es mit Privatfahrzeugen erst einmal zum Steinbruch der Fa. Merkle in Gerhausen. Herr Koch-Czech hatte der Exkursionsleiterin eine Genehmigung zum Betreten erteilt und so konnte es losgehen, die Flora wie bspw. Schwämme, Korallen, Muscheln, Brachiopoden von vor 140 Millionen Jahren - freilich versteinert - in den jeweiligen Schichten im Steinbruch zu finden. Jeder Teilnehmer hatte noch ein "Handout" (Handzettel) im Anschluss des Vortrags bekommen. Mit dieser Hilfe war es dann ein wenig einfacher, das eine oder andere Fossil zu finden und zweifelsfrei zu bestimmen. Zuvor hatte der HvB die Teilnehmer mit Helmen ausgestattet, weil es ziemlich gefährlich sein kann, sich ohne Helm einer Steinbruchwand zu nähern. Da gab es Oolithe, Korallen und Schwämme zu bestaunen und so mancher Teilnehmer wäre sicherlich gerne in den warmen Gefilden gewesen, in denen diese Tiere einst gelebt haben. Denn nach der ersten Runde mußte es natürlich kräftig regnen. Glücklicherweise hatte die Fa. Merkle ihren Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt, so dass die Teilnehmer diesen Regen dort im Trockenen abwarten konnten. Danach tat das Wetter so, als ob garnichts geschehen war und zeigte sich bis zum Ende der Veranstaltung von seiner besten Seite. Ein herzlicher Dank geht an die Referentin, Herrn Koch-Czech und natürlich an die Teilnehmer