12.03.2009 Höhlenverein Blaubeuren unterstützend zu Gast bei den Forschungen in der Blessberghöhle in Thüringen

2008 wurde bei Tunnelarbeiten an der ICE Strecke Leipzig - München, ca. 250m vom Blesberg Tunneleingang entfernt die Blesberghöhle angeschnitten und entdeckt.

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[ Makkaroni und Sinterfahlen in der Blessberghähle, Foto: Stephan Brauner ]

 

Was zuerst als eine der vielen üblichen Spalten und Höhlen aussah die man öfters bei Tunnelarbeiten anschneidet, entpuppte sich jedoch im Nachhinnein als kleine Sensation !

Bereits kurz nach der Entdeckung im April 2008 wurde vereinbart, dass Knut Brenndörfer und Markus Boldt mit ihrem Peilsystem nach Thüringen kommen sollten, um die dortigen Kollegen mit dieser innovativen Technik bei der Vermessungen unterstützen zu können. Doch es sollte noch einige Zeit vergehen bis man dies in die Tat umsetzen konnte...

Denn für eine erste Erforschung des zuerst zugänglichen Westteils, war den Thüringer Kollegen im April 2008 lediglich ein Kontingent von 5 Stunden zur Verfügung gestellt worden. Das bedeutete 1 Stunde für 100 Meter Höhle. Ein extrem enger Zeitplan unter diesen schwierigen Verhältnissen !

Aufgrund der Politik der Bahn aber auch der zuständigen staatlichen Stellen, konnte eine systematische Erforschung des Ostteils der Höhle dann erst vom 17. - 25.01.2009 erfolgen. Dabei galt es innerhalb weniger Tage mit einem von den zuständigen Stellen auch noch extrem reglementierten Team eine Höhle zu erforschen und insbesondere auch wissenschaftlich zu dokumentieren. Hierbei mußte zusätzlich Rücksicht auf Besuche von Politikern und Ministern genommen werden.

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[ Wassererfüllte Gangteile und Tropfsteinpracht in der Blessberghöhle, Fotos: Stephan Brauner ]

 

Doch selbst unter diesen äußerst schwierigen Bedingungen, starken Reglementierungen und einem viel zu knappen Zeitrahmen, haben unsere thüringer Kollegen hervorragende Arbeit geleistet! So wurde innerhalb weniger Tage ein detailierter Plan der Höhle angefertigt und so viele wissenschaftliche Untersuchungen wie möglich durchgeführt.

Besonderer Wert wurde hierbei auf eine möglichst weitgehende Belassung der Höhle in ihrem natürlich Zustand gelegt. Hierzu gilt, insbesondere auch bei Vermessungen, die Regel, möglichst wenige Zerstörungen und Veränderungen an der Höhle vorzunehmen.

Wie das Gegenteil aussieht, davon konnten sich die Thüringer Kollegen selber ein Bild in der Höhle machen. Denn die Höhle wurde von Seiten der Betreiber innerhalb von zwei Tagen faktisch zu einer provisorischen Schauhöhle ausgebaut. Mit Holzplankenweg, Beleuchtung und sogar einer Bootsanlegestelle.

Doch besonders auch die Vermessung des Hauptganges von staatlicher Seite ging uns Höhlenforschern sehr nahe. Dafür wurden, wie im Bergbau üblich, alle 10-30m Konsolen in die Höhlenwand einzementiert. Diese Konsolen verbleiben in der Höhle, ebenso wie das anfallende Bohrmehl und der Zementstaub und verändern das Bild nachhaltig und praktisch irreversibel.

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[ Angebrachte Konsolen zur Bergmännischen Vermessung im Westteil der Blessberghöhle, Foto: Peter Jäger ]

 

Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn man diese Vermessungsarbeiten zumindest in Zusammenarbeit mit erfahrenen Höhlenforschern durchgeführt hätte. Hierdurch hätte man sicherlich eine mindestens ebenso hohe Genauigkeit erreicht, jedoch bei weitaus geringeren Zerstörungen der ursprünglichen Höhle. Auch wäre eine ausführlichere Vermessung möglich gewesen, die sich nicht nur auf die Strecken beschränkt hätte, die bequem zu betreten waren. Denn die Gesamtlänge der Höhle liegt aktuell bei über der doppelten Länge der von staatlichen Seite eingemessenen Gänge und Hohlräume. Eine für die Wissenschaft nicht zu unterschätzende Differenz !

Des weiteren verfügen einige wenige Höhlenforscher über spezielle Geräte, um Vermessungen auch oberirdisch nachprüfen und somit auch etwaige unterirdische Messfehler korrigieren zu können. Ein solch hochentwickelter Peilsender, der bis zu mehrere hundert Meter Gestein durchdringen kann, wurde von Markus Boldt und Knut Brenndörfer gebaut und weiter entwickelt und den thüringer Höhlenforschern bei ihren Vermessungsarbeiten unterstützend zur Verfügung gestellt. Hierbei wird in der Höhle an einem definierten Messpunkt ein Peilsender aufgestellt, der oberirdisch in der Landschaft geortet wird. Damit kann man anschließend genau sagen, wo sich dieser Punkt in der Landschaft über der Höhle befindet. Die Genauigkeit ist dabei abhängig vom Deckgestein und beträgt 5 - 100cm. Im Fall der Blessberghöhle konnten die zwei Peilpunkte auf ± 10cm genau in der Landschaft abgebildet werden. Damit kann nun der Höhlenplan mathematisch korrigiert werden. Die dabei festgestellten Abweichungen betragen meist nur wenige Meter. Das hängt natürlich nicht zuletzt von den Umständen der Vermessung ab. Aber auch in dieser Hinsicht haben unsere thüringer Kollegen einmal wiedersehr gute Arbeit geleistet !

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[ Peilsender des HvB am Gangende der Blessberghöhle, Foto:Henning Harzer ]

 

Wir bedanken uns noch einmal sehr herzlich für die tolle Einladung und die hervorragende Zusammenarbeit sowie für die zur Verfügung gestellten Fotos !

Ausführliche Informationen zur Blessberghöhlen Forschung [ Externer Link ]