27-30.12.2008 Workshop Funkpeilung - Hölloch in der Schweiz
Das Hölloch ist mit seinen z.Zt. 194 km vermessene Gangstrecke auch deshalb so interessant für solche Versuche, weil die Höhle schon auf wenigen Kilometern Gangstrecke Überdeckungen von 290-500m aufweist.
So sind sechs Mitglieder des HV-Blaubeuren und ein befreundeter Höhlenforscher am Tag nach Weihnachten in die Schweiz aufgebrochen.
Nach einer gemütlichen, kurzweiligen Fahrt trafen wir am späten Nachmittag in Muotathal in der Schweiz ein. Kaum nach Begutachten des Quartieres inspizierten wir erst einmal den Weg zum Eingang des Höllochs in 635m NN. Abends trafen dann Felix und Franz Winterer ein und wir hatten noch einen gemütlichen Abend im „Gasthaus Hölloch“.
Abendliche Diskussion, Markus Boldt und Felix Ziegler mit dem Cave-Link System. Foto: Lothar Midden
Am nächsten Tag teilten wir uns in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe sollte den Sender in der Höhle an drei Stellen aufbauen. Es wurde für alle Fälle ein genauer Zeitplan erstellt, zu welchen Zeiten die „Höhlengruppe“ den Sender jeweils einschalten sollte. Die „Berggruppe“ fuhr dann bald mit zwei Fahrzeugen auf einen Parkplatz in ca. 900m Höhe, um von dort aus im Verlauf des Tages mit dem Peilempfänger bis auf ca. 1300m aufzusteigen. Die „Höhlengruppe“ hatte zur Kommunikation zur „Berggruppe“ von Felix ein Cave-Link-Gerät ins Gepäck bekommen. Dieses Gerät erlaubte dann tatsächlich ohne großen Aufwand an jedem Peilpunkt, eine Nachricht an das Mobiltelefon von Felix, der an diesem Tag zur „Berggruppe“ gehörte, zu senden. Der erste Peilpunkt sollte sich am Ende des ausgebauten Teils des Höllochs befinden (Kanzel).
Martina und Markus Boldt, Peilsender mit Akkupack Foto: Robert Eckardt,
Patrick und Tom Eppensteiner, Cave-Link. Foto: Markus Boldt
Dort angekommen wurde parallel das Cave-Link-Gerät aufgebaut und einige Meter daneben der Peilsender exakt mit seiner Libelle senkrecht ausgerichtet. Die Kommunikation auf das „Handy“ von Felix funktionierte sofort problemlos. Nach Einschalten des Peilsenders versuchte die „Berggruppe“ den Punkt an der Oberfläche zu finden und abzubilden.
Felix Ziegler mit Peilempfänger und Franz Winterer mit Differenz-GPS. Foto: Lothar Midden
Thomas Boldt mit Peilequipment. Foto: Lothar Midden
Leider zeigte sich schon hier, dass auch unser für die Schwäbische Alb zu starker Sender die ca. 300m Schrattenkalk nicht ausreichend durchdringen konnte. Die „Berggruppe“ konnte den Sender zwar hören, allein das Signal war zu schwach, um eine einwandfreie Peilung durchführen zu können. Trotzdem wurde über das Cave-Link-System vereinbart, den zweiten Peilpunkt im Dombiwak zu probieren. Von der Kanzel mit dem schweren Gepäck schaffte die „Höhlengruppe“ den Weg in knapp 2 Stunden. Der bzw. die Gänge winden sich auf dieser Strecke auf nur wenigen Kilometern Länge „blöderweise“ über mehre 100 Höhenmeter immer wieder rauf und runter. Sollte einer der geneigten Leser eine solche Tour einmal nachvollziehen wollen, sollte er/sie sich genau überlegen, welche Kleidung zweckmäßig ist. In jedem Fall empfehlen die Autoren, keinesfalls einen dieser modischen Höhlenforschschlaze aus Codura-Stoff zu verwenden. Da bei diesem Stoff das durch starkes Schwitzen entstehende Wasser nicht durchgelassen wird, ist man in kürzester Zeit durchgeschwitzt. Dieser Zustand wäre insofern nicht tragisch, wenn man weiter ständig in Bewegung bleiben würde.
Peilsender im Dombiwak Foto: Markus Boldt
Martina Boldt im „gemütlich und zweckmäßig“ eingerichteten Dombiwak. Foto: Markus Boldt
Aber spätestens beim zweiten Aufbauort im Dombiwak kühlt man doch schnell aus. Leider konnte die „Berggruppe“ auch am zweite Ort das Signal des Senders nicht ausreichend lesen. Der dritte vereinbarte Peilort wurde dann per Cave-Link kurzerhand auf einen andere Stelle verlegt. Aber auch dort konnte der Sender nicht ausreichend gelesen werden.
Felix Ziegler an seiner Wettermessstation oberhalb des Höllochs (Cave-Link mit GSM-Modul) Foto: Andreas Scheurer
Nach getaner Arbeit wieder zurück ins Tal. Foto: Andreas Scheurer
Nun, es hätte uns zwar sehr gefallen, endlich ein System präsentieren zu können, welches den Schrattenkalk problemlos durchdringen kann. Leider ist uns dies nicht gelungen und wir haben am Abend gemeinsam diskutiert, was man noch tun müßte, könnte, sollte……
Diskussion im „Vortragsraum“ des Gasthauses Hölloch Foto: Markus Boldt
Auf dem Fronalpstock. Foto: Markus Boldt
Am darauf folgenden Tag wurden die Gruppen getauscht. Allerdings diesmal ohne Sender. Und damit die Höhlentour einen Sinn hat, wurde Materialtransport in ein entferntes Biwak und Müllentsorgung auf dem Rückweg betrieben. Für die „Höhlengruppe“ vom Vortag gab es bei strahlendem Sonnenschein ein Gipfelaufstieg mit Schneeschuhen zum 1935m hohen Fronalpstock.
Autor: Markus Boldt, © Höhlenverein Blaubeuren 2008 / 2009
Weitere Informationen:
Peilsender des HV-BB:
Ein durch die Funkamateure Markus Boldt (DH4SB) und Knut Brenndörfer (DF8CA) weiter entwickeltes Peilsystem, bestehend aus einem Sender und Empfänger, mit dem eine auf wenige Meter genaue Peilung von Punkten unter der Erde möglich ist. Je nach Umgebung können Punkte bis zu mehreren hundert Metern Tief geortet werden.
Damit sind bspw. Korrekturen von Höhlenplänen und die bestimmung von Positionen von Hohlräumen möglich.
Cavelink:
Cave-Link ist ein Datenübertragungs- und Messsystem für die Höhlenforschung und den Bergbau.
Je nach Umgebung ermöglicht es eine Datenübertragung von kurzen Texten sowie Messdaten bis zu 1300 Meter durch Fels. Durch den
Einsatz von Verstärkern und Zusatzgeräten können auch große Strecken überbrückt werden und sogar SMS versendet werden.
Damit ist es ideal einsetzbar für Messadaten Übertragung sowie Kurznachrichten in und aus der Höhle.
Cavelink wird aktuell in mehreren Höhlensystemen zur Kommunikation und insbesondere Messdaten Erfassung eingesetzt.
Weitere informationen unter [ http://www.cavelink.com ]
Forschungen im Hölloch (Schweiz):
Informationen der Arbeitsgemeinschaft Hölloch (AGH) über das Hölloch in der Schweiz, Cavelink, sowie aktuelle Wetter- und Messdaten rund um das Hölloch.
Weitere Informationen unter [ http://www.hoellochforschung.ch ]