Steebschacht bis 2010

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Der Steebschacht bei Wennenden (Kat.-Nr. 7524/120)
bis 2010

Geschichte

Im Blaubeurer Heimatbuch (1950) wird ein Bericht von 1680 aus einer Veröffentlichung von 1752 zitiert:


          Quelle:
          Dr. Eugen Imhof: Blaubeurer Heimatbuch 1950, S. 140f,
          herausgegeben von der Kulturgemeinde e.V., Blaubeuren

Der Steebschacht bei Wennenden war bis in die 1960er Jahre eine der größten Dolinen auf der Gemarkung Wennenden. Ca. 1964 war im Zuge der Planung für eine Kläranlage eine Einbeziehung der Doline als Regenwasserüberlauf geplant. Bedingt durch die Änderung der gesetzlichen Vorgaben an Kläranlagen, wurde dieses Vorhaben nicht mehr realisiert.

Stattdessen wurde nun die Doline ausgebaggert und in 16 m Tiefe ein Betonfundament eingebracht. Auf dieses Fundament wurden quadratische Betonringe mit einer lichten Weite von 1,1 m bis zur Geländeoberkante gestellt und die Doline ebenerdig aufgefüllt.

Ein Betonrohr mit 30 cm Durchmesser führte in etwa 2 m Tiefe in den Betonschacht und diente nun zur Entwässerung der Dachflächen der angrenzenden Gebäude.


     Der obere, mit Betonringen ausgebaute Teil des Steebschachtes zu Beginn der Arbeiten

 

Entdeckungsgeschichte

In den neunziger Jahren wurde der Schacht bereits durch einige Höhlenforscher geöffnet und in Augenschein genommen. Es erfolgte jedoch keine Vermessung und keine weitere forscherische Bearbeitung des Objektes.

Zunächst wurde Kontakt mit Herrn Bold (dem damaligen Ortsvorsteher von Seissen) aufgenommen. Nachdem festgestellt wurde, daß es keine aktuelle oder frühere Grabungsgenehmigung gab. Darauf hin wurde eine Grabungsgenehmigung beantragt.

Bei einer ersten Erkundung durch den Höhlenverein Blaubeuren 2009 wurde in einer Teufe von ca. 8 m stehendes Wasser entdeckt. Nach einer kurzen Grabung stellte sich der Boden als äußerst hartnäckig heraus. Der Grund war schnell gefunden. Unter einigen Zentimetern Dreck und Schlamm zeigte sich eine Betonplatte. Als diese durchbohrt wurde, floß das Wasser ab, und die Betonplatte konnte beseitigt werden. Zum Vorschein kamen acht weitere Meter Betonschacht. Am Ende des Betonschachtes waren die Betonfundamente sichtbar. Da das Regenwasser über vierzig Jahre durch den Schacht floß, wurde das Betonfundament so unterspült, daß die Unterseite des Fundamentes sichtbar war. Nach einer Begutachtung durch das Geotechnikbüro Hundhausen war klar, daß hier eine Sanierung des Bauwerkes erfolgen mußte.

 

Sanierung

Zur Erleichterung der Befahrung wurde eine Leiter eingebaut.

     Die Leiter in voller Länge

Da die Tragfähigkeit der Fundamente in Frage gestellt war, wurde mit der Planung der Schachtsanierung begonnen. Hierzu mußte die Unterfütterung der bestehenden Fundamente durch eine Betonplombe erfolgen. Um die Zugänglichkeit und die weitere Forschung zu ermöglichen, wurde ein 4 m langer tonnenlägiger Betonschacht geplant. Durch die Ausführung der Schalung mittels eines Leitplankenschachtes mit einer lichten Weite von 1,4 x 1,4 m und einer Länge von vier Metern, war die Zugänglichkeit gesichert. Zusätzlich konnte durch diese Maßnahme auf eine Betonbühne verzichtet werden und 10 Tonnen Beton eingespart werden.

     Skizze der Sicherungsarbeiten unter dem unterspülten, alten Fundament

Die Hauptarbeit der Sanierung bestand nun in der konstruktiven Umsetzung der Schalung. Diese mußte am unteren Ende auf den anstehenden Fels aufgesetzt und fest verankert werden. Weiterhin mußte die Ausrichtung des Schalung so geschehen, daß sie die etwa vier Meter höher befindlichen Fundamentreste paßgenau erreichte, um einen Abschluß mit den oberen Schachtsegmenten zu bilden.

      Der untere Rahmen des Leitplankenschachtes
 
     Nun ist die Konstruktion schon zu erkennen

Für die Betonierarbeiten wurde ca. 24 Tonnen Beton benötigt. Daher entschieden wir uns die Betonierung in drei Phasen zu unterteilen.

In der ersten Phase wurden die unteren Widerlager des Leitplankenschachtes, der als Schalung dient, geschaffen, ausgerichtet und fixiert. Danach wurde die verlorene Schalung angebracht um eine Abdichtung nach unten zu schaffen. Zusätzlich wurden zwei Leerrohre eingebracht um eine Drainage für zwei Tropfwasserstellen zu schaffen. Zum Schluß wurde der erste Kubikmeter Beton mit Hand eingebracht, um die Schalung zu dichten.

Die zweite Phase diente dazu den Großteil des Betons einzubringen. Zur Einbringung der acht Kubikmeter Beton wurden im Schacht 20 Meter Betonierrohre eingebaut. Da sich Beton nach einigen Metern freien Falls entmischt, wurden mehrere Umwegrohre eingebaut. So wurde mit einem Betonmischer und einer Betonpumpe der Beton eingebracht. Unglücklicherweise hatte wir uns dazu den kältesten Tag des Jahres ausgesucht (-17°C).

     Schweres Gerät im Wintereinsatz
 
     Betonier-Einsatz bei arktischen Temperaturen

In der abschließenden dritten Phase wurde die Schalung bis an das bestehende Fundament fertiggestellt. Sowie der restliche Beton mittels der o. g. Rohre unter Zuhilfenahme von Rüttelflaschen verteilt. Anschließend wurden die Verstärkungsbalken der Schalung entfernt.

 

Raumbeschreibungen

Die ersten 16 Meter des zunächst senkrechten Schachtes bestehen aus quadratischen Betonrohren die auf einem etwa 0,4 Meter starken Fundament stehen. Dort schließt sich ein ebenfalls quadratischer Schacht aus Leitplanken an. Dieser etwa 4 Meter tiefe Schacht ist um etwa 10 Grad geneigt und steht am Hangende an der festen Felswand auf.

Hier öffnet sich eine in westliche Richtung verlaufende, etwa acht Meter tiefe Spalte. Kurz unterhalb der ersten freihängenden Umsteigstelle gelangt man über einen kurzen Schluf zu einer weiteren Abseilstelle. Nach wenigen Metern ändert sich der Höhlencharakter deutlich. Im Gegensatz zu den stark korrodierten Wänden des ersten Schachtes, sind hier die Wandoberflächen glatt. Zudem ist in dem hier von Verbruch geprägten Bereich sehr deutlich eine Ausrichtung mehrerer Spalten in südwestliche Richtung erkennbar. Der Verbruch in einem wiederum in westliche Richtung heraufführenden Gang ist mit tief dunklem Sediment bedeckt, daß auffallend trocken ist. Die nach unten führenden Klüfte dagegen sind wieder - wie auch der Eingangsschacht - auffallend korrodiert.

Durch den Schluf zurück kann man sich wieder weiter in den Hauptschacht abseilen. Nach 15 m Abseilstrecke steht man am Ende des Hauptschachtes auf Verbruch der zum Teil durch die Drainage gebildet ist, die in den letzten vierzig Jahren in den Schacht gerutscht ist.

     Die größte und momentan tiefste Halle des Steebschachtes

Die Decke des Endraumes hat eine Deckenhöhe von ca. 18 Metern. Vom unteren Ende dieser Halle führt ein weiterer Schlot noch einige Meter in die Höhe, bevor er unbefahrbar endet. Einige Meter oberhalb gibt es noch eine kleine Kammer mit ca. zwei Metern Durchmesser deren Boden ebenfalls durch Verbruchblöcke gebildet ist.

     Abseilen in die große Halle

Bei starken Regenfällen fließt das Wasser nach wie vor über die neu sanierten Rohre in den Schacht und wird nun mittels HT-Rohren an den tiefsten Punkt der Höhle geleitet. Dennoch ist von einer Befahrung bei starkem Regen abzuraten, da noch unklar ist, wie der Schacht auf Wasser anspricht.

[Stand 27.05.2021]