Vetterhöhle 2013-2015

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Forschungsgeschichte der Vetterhöhle  (Kat.-Nr. 7524/30a)

2013-2015

Plan der Vetterhöhle als PDF-File (DIN A0, Stand: Januar 2015)

1. Erstellung eines neuen Zugangsschachtes in die Vetterhöhle, Teil 2

Schacht III   2013:
In diesem Jaht gab es viel Arbeit am Schacht III aber erschreckend geringen Fortschritt in der erreichten Tiefe. Dieses lag an den geologischen Gegebenheiten und auch am Werkzeug.
Die ersten zwei Meter, die in 2012 noch begonnen wurden, waren vergleichsweise oberflächennah und deshalb soweit verwittert, dass ein Fortkommen in die Tiefe mit den entsprechenden elektrischen Abbruchhämmern schnell von statten ging. Je tiefer wir kamen, desto „weißer“ wurde der Kalk. Was bedeutet, dass er auch härter und kompakter wurde.
Wir hatten uns schon bisher von relativ leichtem Gerät zu den größten, verfügbaren elektrischen Schlaghämmern vorgearbeitet. Nun mußte der Tatsache ins Auge gesehen werden, dass es elektrisch nicht mehr weiter geht.

     Arbeit mit dem elektrischen Abbruchhammer

Ein Presslufthammer musste her. Aber wie der Name schon sagt, wird dieser mit Pressluft betrieben und zum Betrieb benötigt man einen Kompressor, der schon einige 100 Liter pro Minute bringen muss. Diese Geräte kann man nun nicht an jeder Ecke für das Geld kaufen, was sich ein Verein leisten kann. Die Bauunternehmer in und um Blaubeuren hätten uns zwar jeweils am Wochenende einen Baukompressor geliehen, aber den hätten wir jeweils auch holen und wieder bringen müssen, was logistisch nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen wäre. Also schauten wir nach preiswerten Angeboten. Die großen, preiswerten Geräte waren in jämmerlichem Zustand und ein brauchbarer Kompressor ist ziemlich teuer.
Da kam zum Glück der Zufall zu Hilfe: Ein langjähriger Arbeitskollege von Markus hatte einen alten, großen Baukompressor im Garten stehen. Dieser war allerdings seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gelaufen, konnte aber mit Hilfe eines älteren KFZ-Meisters "wiedererweckt" werden. Nach einer Druckbehälter-Prüfung wurde das Gerät zur Vetterhöhle geschafft.
Die für die Arbeiten nötigen Presslufthämmer, Meißel und Schläuche konnten wir als Dauerleihgabe beim Zementwerk der Heidelberger Cement AG in Schelklingen „abgreifen“. Also, es gab nichts umsonst, aber vieles kostenlos, so dass wir dann endlich ab Ende April am Schacht wieder angreifen konnten. Fast jedes Wochenende wurde nun gearbeitet.

Das Kellergeschoss wird gesetzt
Schon seit Monaten lagen die Fertigteile für das Kellergeschoss bei der Fa. Blautal in Blaubeuren auf dem Hof. Nun sollte der Keller auch gesetzt werden, da die Wände der Baugrube schon Erosionserscheinungen zeigten. Das musste an einem Freitag geschehen, weil das Baugeschäft am Samstag nicht arbeitet. Tags zuvor mussten noch einige Vorarbeiten getroffen werden, wie den Pressluftschlauch wegräumen, die Bodenplatte von Schmutz befreien, die Leiter im Schacht versetzen und den Weg vom Tor bis zur „Baustelle“ soweit herrichten, dass der Bagger voraussichtlich fahren kann.
Um ca. 8:00 Uhr kam dann auch die Fa. Blautal mit Bagger, großem LKW und zwei Mitarbeitern.

     Das erste Keller-Segment
 
Nachdem die drei ersten Elemente gesetzt waren, wurden das letzte Element und das Dach in einer zweiten Fuhre geholt und der Kellerraum fertiggestellt.

     Nun fehlt nur noch der Deckel
    

     Der Deckel des Kellergeschosses
 
Alles in allem dauerte die Aktion einschließlich Auffüllen und Einebnen des Geländes um den Schacht bis gegen 13:00 Uhr. Bis auf kurze Stresssituationen, bei denen z.B. der Bagger durch das hängende Gewicht von 1,6to eines Kastenelementes den “Hintern” lupfte, ging das Unternehmen einigermaßen gemütlich von statten.

Schacht III   2014:
Aber selbst mit Presslufthammer war das Fortkommen nur ca. 0,4-0,6m pro Wochenende. Da die selbsternannte Profimannschaft im Verein 1m pro Tag locker für machbar hielt, durften sie sich ein Wochenende lang austoben. Die Tiefe von 1m wurde zwar erreicht, jedoch sehr auf Kosten des Durchmessers.
Sehr positiv gewürdigt wurde das Absauggerät (Karstblower one). Eine echte Errungenschaft, die wir in Folge der Grabung nicht mehr missen möchten.

     Arbeit mit dem Presslufthammer

Da selbst mit großem Einsatz und professionellem Presslufthammer die Sache immer mühsamer wurde, dachten wir über die weitere Erhöhung der Schlagenergie nach.
Ein Schlag mit sehr hoher Energie, also Sprengen, könnte weiterhelfen.
Die Hürden hierzu sind in Deutschland aber recht hoch, nicht jeder darf ohne größenen vorangehenden Papierkrieg mit Sprengstoff arbeiten.
Um trotzdem voran zu kommen, wurden zwei Kollegen gefragt, die schon häufig mit Quellzement gearbeitet haben.
Für einen Versuch wurden mehrere 20mm-Löcher bis zu 1m tief gebohrt. Anschließend wurde der zuvor in einem kleinen Eimer frisch angerührte Quellzement relativ flüssig in die Bohrlöcher gefüllt. Nun hieß es warten. Bei den dort unten herrschenden ca. 10°C benötigt der Quellzement schon einige Tage bis er seine volle Kraft entfaltet. Am darauffolgenden Wochenende schauten wir nach, was der Quellzement so gearbeitet hatte. Das sah schon gut aus, aber wir mussten noch eine ganze Woche warten, bis wirklich relevante Felsteile gelöst waren. Die Gesteinsablösung funktionierte mit dieser Technik eigentlich ziemlich gut und war auch letztendlich einigermaßen bequem. Nur dauerte es eben bei der Temperatur 14 Tage, bis der Zement ausreichende Wirkung gezeigt hatte. 
So hätten wir mit dieser Technik nur zwei Grabungstermine pro Monat machen können. Zusätzlich ist dieser Quellzement relativ teuer und der Erfolg ist manchmal auch zweifelhaft. Es wurde noch ein Versuch gestartet, der aber weniger erfolgreich war.

Sprengen mit richtigem Sprengstoff?
Also drängte sich immer mehr die Idee auf, mit richtigem Sprengstoff zu arbeiten. Um das überhaupt zu realisieren, brauchten wir also ein Sprengunternehmen. Was lag also näher, “unseren” Bohrunternehmer zu fragen, ob er uns die nötigen Sprengungen machen könnte. Er hat dann großzügiger Weise den Sprengstoff gestiftet und uns einen Sprengmeister zur Seite gestellt. Anfangs wurden noch die nötigen Bohrlöcher mit mit einer geliehenen Maschine gebohrt, die aber nur an den Wochenenden zur Verfügung stand und jedes mal abgeholt und zurückgefahren werden musste. Also haben wir uns entschlossen, eine eigene Pressluft-Bohrmaschine auf dem Gebrauchtmarkt zu erwerben.
Und so war dann der Ablauf: Am Ende des Wochenendes einige Löcher in den Boden des Schachtes bohren, irgendwann in der Woche sprengen und am nächsten Wochenende das gelöste Gestein aus dem Schacht holen. Hört sich einfach an. Ist es auch, wenn die Terminierung immer klappen würde.

     Die Abdeckbretter werden durch die Sprengung angehoben
 
Bis Ende August konnten wir dann auch mit Hilfe einiger Teilnehmer des JuHöFoLa 2014 eine Gesamttiefe von knapp 14m erreichen.
Eines wollten wir noch genau wissen. Wieviele Meter müssen wir noch wirklich runter, bevor wir die Herbert-Griesinger-Halle erreichen?
Diesmal wurde sozusagen “falsch herum” gepeilt. Der Sender wurde in den neuen Schacht am Schachtgrund gestellt und der Empfänger wanderte in die Herbert-Griesinger-Halle. In der Halle suchten wir dann den “Ground Zero”, also der Punkt, wo der Sender genau darüber ist. Dadurch, dass die Wand an dieser Stelle am Boden der Halle zurück geht, konnte das exakt erfolgen. Nun wurde in Abständen von einem Meter jeweils der Winkel der Antenne genau ermittelt. Mit diesen Daten konnte Knut dann errechnen, dass wir noch 7,5 Meter im Schacht nach unten müssen, bis wir mit einem kurzen seitlichen Stich in die  Herbert-Griesinger-Halle weitergraben können. In der Halle wird es dann an der Wand noch einen Abstieg von etwa 5 Meter geben.

Schacht III   2015:
Eine wesentliche Erleichterung der Arbeit ergab sich am Schacht durch den Einbau einer professionelle Winde. Nun konnte man mit nur drei Personen noch effizienter arbeiten. Einen Wermutstropfen gab es natürlich – jetzt war uns klar, was die Energie, welche zuvor mit Muskelkraft erzeugt wurde, eigentlich kostet. Da gingen nun locker am Wochenende 30 Euro in Form von Benzin durch den Vergaser.
Zur Stromversorgung kam eines der 2kW-Aggregate des Vereins zum Einsatz. Dabei stellte sich wieder einmal heraus, dass billig selten gut ist. Nachdem auch das zweite, baugleiche Aggregat unbrauchbar geworden war, wurde in einen soliden 6kW-Stromerzeuger mit Elektrostarter investiert.
So nebenbei musste auch noch das Dach des Bauwagens, der als Aufenthalts- und Lagerraum diente, erneuert werden. Auch der für den Presslufthammer und Druckluft-Bohrer verwendete, große Kompressor benötigte kontinuierliche Zuwendung. Neben normalen Wartungsarbeiten musste ein Reifen ersetzt werden, weil ein unangenehmer Zeitgenosse anscheinend meinte, die Arbeiten durch Zerstechen des Reifens unterstützen zu müssen.
Ein sehr positiver Aspekt der Arbeiten war die Unterstützung durch vereinsfremde Helfer und vor allem durch Mitglieder der Höhlenrettung BW.
Trotz der Sprengungen blieb immer noch viel solides Gestein zur manuellen Bearbeitung übrig. Außerdem mussten nun die Sprengbohrungen gesetzt werden, was trotz Absauganlage nur mit Atemschutzmaske möglich war.

     Verdiente Pause

Der Hochtransport des Grabungsmaterials brachte sogar die professionelle Winde an die Grenze. Nach Umbau der Absauganlage wurde sie mit 10°C kalter Höhlenluft gekühlt, was eine Abschaltung wegen Übertemperatur verhinderte.

     Winde mit zusätzlicher Luftkühlung

Als bei den Arbeiten eines der ursprünglich als Kranz gesetzten Bohrlöcher in Richtung Herbert-Griesinger-Halle frei wurde, ergab sich die Gelegenheit, die Peilung und Tiefe zu überprüfen. Dabei wurde verifiziert, dass die Peilung nur wenige Zentimeter Abweichung hatte und die noch zu grabende Tiefe etwa 4m betrug, um einen 2m Überlapp zur HGH für den Durchgang zu haben. Das entsprach voll unserer Planung und den aus der Vermessung und Peilung gewonnenen Daten.

Ein ausführlicher Bericht über die gesamten Schacht III-Aktivitäten von Markus Boldt ist im Karstreport 2014/2015 und Karstreport 2016/2017 nachzulesen.

Fortsetzung Teil 3 unter: Vetterhöhle 2016-2018

2. Biologie:


Die biologischen Aufsammlungen in der Vetterhöhle wurden unter Leitung von Petra Boldt weitergeführt.  Die Fallen wurden nun in den Nordgang versetzt, da wir dort immer wieder die meisten Tiere beobachtet hatten.

Im Bereich Wolkenschlossgang wurden Schwimmfallen und Unterwasserfallen eingesetzt, was uns nun auch eine Menge Niphargen  einbrachte.

Eine Auswertung der biologischen Aufsammlungen in der Vetterhöhle bis 2014 wurde im Karstreport 2014/15 von Petra Boldt, Markus Boldt und Reinhard Koch veröffentlicht.
Hierbei wurden auch erstmals die Daten der Telemetrie  in Bezug auf die Häufigkeit der Höhlentiere gesetzt.
2015 wurde im „Klein Ebrö“ dem südlichsten Teil der Höhle ein Screening der Fauna durchgeführt.  Allerdings ist dieser Bereich auch in den höher gelegenen Teilen hochwassergefährdet und die Fallen wurden weggespült oder wir konnten sie wochenlang nicht erreichen.
Auch die Fledermauszählungen wurden in den Wintermonaten von Dieter Hoffmann, Arge Fledermausschutz, weitergeführt. Auch hierzu gibt es Berichte im Karstreport 2013 und 2014/15.

3. Grabungen:

Nachdem der Drachenfelsgang im Versturz nach Norden bei mehreren Touren systematisch nach einem Durchkommen abgesucht worden ist, kam man zu dem Schluss, dass es nur im obersten Bereich des Versturzes eine Möglichkeit gibt.
Markus Boldt hat schon vor Längerem eine  Stelle entdeckt, die aussichtsreich aussah, aber es mussten noch größere Steine entfernt werden.
2014 erfolgte dann bei einer gemeinsamen Tour mit der OHG (Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung) der Durchbruch durch den Versturz.
Durch eine extreme Engstelle im Versturz kommt man in einen großen Raum mit vielen nach oben führenden Spalten.  Dieser Teil bekam den Namen Emmental.  Nach dem Emmental folgen Ab- und Aufstiege, zurzeit endet der Höhlenbereich in einem Schlot, der hoch genagelt wurde – leider ohne Erfolg. Es gibt aber mehrere Stellen im Emmental und in der Lehmspalte, wo man durch Grabung eventuell weiter kommen könnte.

     Einstieg ins Emmental von der Drachenfelsseite aus


     Einstieg ins Emmental vom Emmental aus


     Blick im Emmental Richtung Abstieg


     Abstieg vom Emmental in die Lehmkluft

Im Bereich Ying und Yang wurden zwei kleine Schächte untersucht, die Vermessung steht noch aus.

4. Vermessung:

Im Übergangsbereich zwischen Walhalla und Nordgang  führt ein kleiner Gang in Richtung Palast der Winde. Im Kellergeschoss des Palastes der Winde führen Spalten auf diesen Gang zu. Es wurde von beiden Seiten eine Vermessung durchgeführt. Beide Gänge sind von der Richtung nur wenige Meter voneinander entfernt. Der Höhenunterschied beträgt allerdings fast 20m. So ist ein Zusammenführen der Gänge durch Grabung  nicht machbar und auch nicht sinnvoll.

     Einstieg in den Gang Nordgangversturz Richtung Palast der Winde


     Bei der Vermessung im Nordgangversturz Richtung Palast der Winde


    Vermessung: Keller des Palastes der Winde in Schutzkleidung, um die weißen Tropfsteine nicht zu beschmutzen


5. Telemetrie:

Im Zeitraum wurde die Firmware in den CaveLinks auf den neuesten Stand gebracht. Dadurch konnte der Stromverbrauch der Messstelle in der Abzweighalle und im Wolkenschloss ein gutes Stück verringert werden.

Das CaveLink im Nordgang, welches die beiden vorgenannten Messtellen steuert und loggt, musste ausgetauscht werden, weil wir beim Einbau des Gerätes vergessen hatten, den Li-Akku im Gerät auszubauen, denn die Geräte werden ja normalerweise extern durch Blei-Akkus versorgt.
Der interne Akku hat das zwar 6 Jahre mitgemacht, hat sich aber dann im Sommer 2015 im Gehäuse "verdoppelt", was zur Folge hatte, dass die Elektronik des CaveLink Schaden genommen hat. Dummer Benutzerfehler….. (siehe Bild)

Draußen auf dem "Operationstisch" in der Werkstatt stellte sich  dann heraus, dass nur die Sicherung auf der Stromversorgungsplatine defekt war. Die wurde ersetzt und das Gerät bei einer späteren Gelegenheit wieder im Nordgang installiert.

[Stand: Februar 2018]

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